SY Marco Polo

Die SY Marco Polo wurde 1944 als Motorschiff „M.F.V. 1021“ in der George Forbes & Co. Werft in Peterhead Schottland nach Admiralitätsstandards gebaut und für die British Royal Navy in der Nordsee sowie Scapa Flow als Unterstüzungsschiff eingesetzt.

 

Nach kurzer Zeit erfolgte die Verlegung nach Plymouth um das Schiff auf einen Einsatz im Pazifik vorzubereiten. Als Vorbeugemaßnahme gegen einen Befall durch den Teredo Holzwurm (lat. Teredo navalis), auch als Schiffsbohrwurm bekannt, wurde der gesamte Holzrumpf mit Teer versiegelt.

 

Zu einem erneuten Einsatz kam es jedoch nicht, da der Krieg vorbei war. Somit verblieb die „M.F.V. 1021“ in Plymouth bis sie entmilitarisiert und für den Spottpreis von 25 Britischen Pfund an einen Privateigener verkauft wurde, der sie von da an für die Fischerei um Clyde, Schottland einsetzte.

 

Anfang der 80ger Jahre wechselte das Schiff erneut den Besitzer. Der neue Eigner erkannte das Potential und konvertierte das Motorschiff in eine gaffelgetakelte Ketsch. Der Umbau zum Segelschiff wurde in Santander, Spanien durchgeführt und dauerte zwei Jahre. In der Zeit wurde der gesamte Aufbau entfernt und der Rumpf entkernt, einschließlich der überdimensionalen LIster Blackstone Maschine die durch einen effizienteren 275PS Caterpillar D333 ersetzt wurde. Nachdem das Schiff mit einem neuen Deck sowie Gaffelrigg ausgestattet war, wurde die „M.F.V. 1021“ in „Igesi Nagusia“, umgetauft. Ein passender Name für ein Schiff das die Weltmeere erkunden sollte, da „Igesi Nagusia“ eine baskische Redewendung ist, die frei übersetzt „Die große Flucht“ bedeutet.

 

Doch bevor es soweit war, kehrte sie 1985 zunächst nach Großbritannien zurück, genauer gesagt nach Brighton. Dort wurde dem Eigner schnell klar, dass der Umbau nicht optimal durchgeführt wurde. Für das neue Deck, Masten und Bäume wurde in der Werft nicht abgelagerte sondern frische Kiefer verwendet, was dazu führte, dass das Holz in kürzester Zeit zu rotten begann. Aus diesem Grund stach sie vorerst nicht in See und verweilte in der Brighton Marina.

 

Dies hätte das Ende der Geschichte der „Igesi Nagusia“ werden können, verdammt dazu an der Kai Mauer in Brighton zu verwittern und letztendlich abgewrackt zu werden. Jedoch hatte sie Glück und wurde weiterverkauft. Der neue Eigner überführte sie nach Dartmouth, zur Nash and Holden Werft.

 

Dort wurden Deck, Masten und Bäume ersetzt. Für die Decksplanken wurde Irokoholz verwendet, ein sehr langlebiges ostafrikanisches Hartholz. Für die Masten und Bäume wurde Douglasie gewählt. Auch an der Innengestaltung wurde gearbeitet und meterweise Iroko verbaut. Außerdem wurden eine neue Steuerhydraulik, ein Mitsubishi Generator, sowie Wassertanks eingebaut. Nachdem die Arbeiten 1989 abgeschlossen waren, war es endlich soweit und das Schiff konnte in See stechen. Von da an umsegelte sie hauptsächlich das Mittelmeer, und beförderte abgesehen vom Eigner und dessen Familie auch regelmäßig Chartergäste.

 

Ende der 90er Jahre verkaufte der Eigner sie an einen Heiligenhafener. Er gab ihr den heutigen Namen „Marco Polo“ und bot von Heiligenhafen aus Tagestrips nach Fehmarn und zur Fehmarnsundbrücke an. Aber auch Mehrtagesfahrten, Tauchausflüge und Angeltouren. Damit prägte sie fast 20 Jahre lang das Hafenbild. Auch war sie regelmäßig auf Großseglerevents, wie der Kieler Woche und Rostocker Hanse Sail unterwegs.

 

Anfang 2021 wurde sie an den heutigen Eigner verkauft, der seitdem gemeinsam mit freiwilligen Helfern, Freunden und Verwandten daran arbeitet, der „Marco Polo“ zu neuem Glanz zu verhelfen.

Wer Interesse hat mitzuhelfen, darf sich gern bei dem Eigner an Bord melden.

 

Fakten

Baujahr                                               1944

Länge ü.a.                                          28,45 m

Breite                                                     5,71 m

Tiefgang                                                2,90 m

Rumpflänge                                        21,29 m

Segelfläche                                       255 m²

Hauptmaschine                           Volvo Penta